Digitale Organisation = Umbruch in der Arbeitsplatzorganisation

In der heutigen Unternehmenswelt spielt sich vor unseren Augen eine Geschichte ab, wie sie schon mehrfach geschehen ist. Wenn Technologien konvergieren, wandeln sich Branchen sowie private Umfelder, und die Arbeit wird neugestaltet.  

Die grundlegende Herausforderung besteht jedoch nach wie vor darin, dass selbst die erfolgreichsten Unternehmen heute nach den alten Regeln des Managementdenkens arbeiten, die während der ersten industriellen Revolution vor etwa 250 Jahren entstanden sind. Sie sind mechanistisch. Sie tendieren und streben unweigerlich nach Gleichförmigkeit, Bürokratie und Kontrolle. Fragt man Führungskräfte nach der Organisation, so greifen die meisten reflexartig zu einem hierarchischen Diagramm.  

Wir erleben aber nicht nur die vierte industrielle Revolution, sondern eine echte Informationsrevolution. Eine neue Reihe von Technologien ermöglicht die vollständige Automatisierung von Routineaufgaben, niedrige Transaktionskosten und eine Vernetzung, die selbstorganisierende Komplexität in nie dagewesener Geschwindigkeit ermöglicht. 

Wir sehen vier Makrotrends, die nahezu alle alten Regeln des Managements außer Kraft setzen: 

  1. Mehr Verbindung. Die globale Vernetzung der Menschen verändert nicht nur die Geschwindigkeit der Unterbrechung, sondern auch die Prinzipien für bahnbrechende Innovationen dauerhaft. Informationen, die sich frei bewegen, treiben den Wandel sofort voran und umgehen – oder stellen sogar in Frage – bestehende Hierarchien und formalisierte Veränderungskanäle. Das entstehende “Chaos” führt zu Unvorhersehbarkeiten sowohl im negativen als auch im positiven Sinne, die Unternehmen annehmen müssen. Für die meisten Unternehmen verschwimmen die klaren Grenzen, wer zum Unternehmen “dazugehört” und wer nicht, und was wie klare Grenzen aussah, wird nun zu konzentrischen Kreisen, in denen die Arten von Menschen und Organisationen, die zur Wertschöpfung zusammenarbeiten, sehr unterschiedlich sind und die Systemteilnehmer entlang eines Spektrums existieren. 
  2. Noch nie dagewesene Automatisierung. Technologie in großem Maßstab und zu geringen Kosten (von überall angebrachten Kameras bis zur allgegenwärtigen Interaktion zwischen Maschinen) verändert die Art und Weise, wie das Management Werte schafft und die Effizienz verbessert, für immer. Wir brauchen keine Mitarbeiter mehr, die sich wie Maschinen verhalten.  
  3. Niedrigere Transaktionskosten. Der Mechanismus der freien Marktwirtschaft, der Hauptgrund für das Gedeihen gewinnorientierter Unternehmen in den letzten 200 Jahren, wird weitgehend irrelevant. Immer mehr Menschen organisieren sich selbst in einer Gig Economy. 
  4. Demografische Verschiebungen und gemischte Gesellschaften. Die Generation Z (und darüber hinaus) verhält sich nicht wie frühere Generationen von Arbeitnehmern; ihre Anforderungen sind grundlegend anders geprägt. Unternehmen, die darauf nicht reagieren, werden nicht überleben. Auch die starke Einbeziehung von cross-funktionalen und cross-nationalen Teams ist eine noch größer gewordene Forderung. 

Diese Trends sind nicht neu – aber sie nähern sich jetzt einem Wendepunkt, an dem die Organisation ganz oben auf der Agenda des CEOs und Vorstände steht. Die durchgesetzten Durchbrüche während der COVID-19-Pandemie beschleunigen einige dieser Trends: In den letzten Monaten haben wir die außerordentliche erzwungene Verlagerung von Arbeitskräften in Office-entfernte-Umgebungen und in Bereiche höchster Wertschöpfung (z. B. Lager- und Lieferdienste, die Hunderttausende von Mitarbeitern einstellen), die erhöhte Agilität interner Teams und die nächste Stufe der Diffusion zwischen “Unternehmens-” und “Gig”-Wirtschaft erlebt. 

Digitale Organisation = Paradigmenwechsel in der Führung  

Wenn Führungskräfte alte Paradigmen loslassen und neue – wie die Digitalisierung – annehmen, eröffnen sich in unserer zunehmend vernetzten Welt, in der sich die Quellen der Wertschöpfung ständig verändern, neue Möglichkeiten. Da sich diese Veränderungen ständig vollziehen, müssen erfolgreiche Entscheider eine offene und digitale Systemsicht anstelle einer mechanistischen Sichtweise von Organisationen einnehmen. Führungskräfte werden nicht nur beginnen, die aktuelle Landschaft besser zu verstehen, sondern sie werden auch in die Lage versetzt, Entscheidungen darüber zu treffen, was zu tun ist, um die Wertschöpfungsmöglichkeiten zu erweitern. 

Digitale Organisation = Verstehen der eigenen analogen und digitalen DNA

Wenn es um digitales Befähigungstempo geht, ist die Zeit der schrittweisen Verbesserungen eindeutig vorbei. Es ist an der Zeit, etwas Großes zu tun – etwas, das über die Verlagerung von Systemen in die Cloud oder die Einführung von Tools hinausgeht, mit denen Mitarbeiter arbeiten können, wann, wo und wie sie wollen. 

Zu den digitalen DNA-Merkmalen gehören u. A. die Fähigkeit eines Unternehmens zur bewussten Zusammenarbeit, zur kontinuierlichen Innovation, zur “Demokratisierung” von Informationen und zur Arbeit mit sich ändernden Teamstrukturen – um nur einige wenige zu nennen. Das Verständnis und der Aufbau der unternehmenseigenen digitalen DNA ist für die Entwicklung zu einem wirklich digitalen Unternehmen unerlässlich – und es ist gleichzeitig nur einer von mehreren Faktoren, die Ihnen helfen können, die digitale Transformation in Organisationen zu beschleunigen. 

Seit 2020 haben viele den digitalen Arbeitsplatz als eine Lösung für alles, von der Geschäftskontinuität bis zum Engagement und der Bindung der Mitarbeiter, gefeiert. Einige Unternehmen setzen auf die Zukunft der virtuellen Arbeit und neue Arbeitsformen. Andere haben sich damit abgefunden, dass eine Mischung aus Präsenz- und Fernarbeit wahrscheinlich auf lange Sicht Bestand haben wird, was dazu führt, dass Änderungen am physischen und digitalen Arbeitsplatz in Betracht gezogen, in neue Fähigkeiten investiert und neue Arbeitsnormen eingeführt werden müssen. Und für die Mitarbeiter, die nicht im Büro arbeiten, investieren Unternehmen in Lösungen, die die Arbeit durch digitale Möglichkeiten und Automatisierung ermöglichen. Unabhängig davon, ob sie vor Ort oder aus der Ferne arbeiten, profitieren Arbeitnehmer in allen Arbeitsbereichen von nahtlosen digitalen Arbeitsplatzlösungen, die die Zukunft der vor allem wissensbasierten Arbeit ermöglichen. #Makrotend Mehr Verbindung (s.o.). 

Das bedeutet auch, dass für einen beträchtlichen Teil der wissensbasierten Arbeitskräfte ihre digitale Erfahrung die Erfahrung ihrer Arbeitskraft ist. Darüber hinaus werden heute digitale Tools eingesetzt, um die gesamte Belegschaft zu vernetzen. Doch in einer hypervernetzten Welt, in der die Mitarbeiter die Marktleistung ebenso stark beeinflussen wie die Kunden, haben sich viele Unternehmen noch nicht damit befasst, wie ihre Mitarbeiter ihre Arbeit in der ihnen zur Verfügung gestellten digitalen Umgebung optimal ausführen können – und wie sich dies auf ihre Zukunftsaussichten auswirkt.  

Die meisten Arbeitgeber verfügen heute zwar über eine Vielzahl digitaler Lösungen, viele dieser Lösungen weisen jedoch doppelte Funktionen auf und das Ökosystem wird für die Mitarbeiter immer schwieriger zu durchschauen. Noch bedenklicher ist, dass es kaum Anzeichen dafür gibt, dass diese Lösungen die Produktivität der Mitarbeiter steigern. Stattdessen sehen sich die Mitarbeiter mit einem inkohärenten Arbeitsumfeld konfrontiert, in dem die Prioritäten oft auseinanderklaffen.  

Allerdings, wenn ein Unternehmen ständig in Bewegung ist, ist es kein leichtes Unterfangen, die eigene Kultur, Struktur sowie die Vermögenswerte auf ihre digitale Geschäftsstrategie abzustimmen.  

Digitale Organisation = Nachhaltiges Datenmanagement

In der digitalen Arbeitsorganisation spielen Daten eine herausragende Rolle. Digitale Daten sind im Gegensatz zu Papier viel flüchtiger, viel anfälliger und sie bedürfen bspw. andere Formen des Schutzes. Fragen wie: Wem vertraue ich meine Daten an – intern wie extern? Wie sind die Daten organisiert? Wie muss der Zugriff auf die Daten gestaltet werden? Wie viele Daten fallen bspw. in einem Monat wo an? Müssen diese langfristig gespeichert werden? Die Antworten auf diese Fragen – die auch ohne die digitale Organisation eine Rolle gespielt haben – beeinflussen die Lösungen und die Werkzeuge zum sicheren und souveränen Datenmanagement in Unternehmungen. 

CEOs und Vorstände haben damit Themen wie Vertraulichkeit, Whisleblowing und Compliance, Cybersecurity, Analyse und die Interpretation der Daten zu bedenken. In diesen Punkten gilt es noch sehr viel zu, um im Ergebnis ggf. eine datengetriebene Business-Intelligence daraufhin aufbauen zu können. 

Ein intelligentes Datenmanagement kann von Beginn an positiv auf die Nachhaltigkeitsziele in Unternehmen und Organisationen einzahlen. Nachhaltigkeit, im Sinne der Umweltverträglichkeit erreicht man z. B. durch Reduktion der Daten und damit auch Reduktion von benötigten Speicherplätzen und der Wartung, während man durch die korrekte Sicherung und Speicherung der Daten zum nachhaltigem Unternehmenserfolg insgesamt beiträgt. 

Was die Datenmengen angeht, wissen wir, dass im Digitalen sehr viel mehr Daten anfallen als in physischer Form. Menschen neigen zum Horten und seitdem man relativ billig einfach Dateien behalten und speichern kann, hat sich die Datenmenge, mit der wir zu tun haben, potenziert. Organisationen müssen aber einen Überblick über ihre Daten haben und dauerhaft behalten, ansonsten werden sie im schlimmsten Fall handlungsunfähig. Um dies von Anfang an zu vermeiden, gilt es, die Daten regelmäßig zu reviewen und sinnvoll zu reduzieren. Zum Beispiel beim nächsten Datenschutzaudit. 

Digitale Arbeitsorganisation – Möglich mit drei Schlüsselprinzipien 

Die Digitalisierung wird als Herzstück im Unternehmen betrachtet.  

Das setzt voraus, dass Unternehmen und Organisationen ihr Geschäft neu definieren und aus der Digitalisierung mehr als nur bloße Polemik machen. Digitale Prozesse, digitales Engagement und eine digitale Strategie durchdringen dabei jeden Aspekt der Geschäftstätigkeit. Erkennen, dass zur Digitalisierung weit mehr gehört als neue Technologien und soziale Medien. Unternehmen, die sich hier auf den Weg gemacht haben, wissen, dass der digitale Erfolg letztlich davon abhängt, wie sie organisiert sind, wie sie arbeiten und wie sie sich verhalten. 

Entwickelung einer förderlichen Umgebung und Kultur.  

Digitale Unternehmen kultivieren gezielt ihre Kultur, entwickeln aktiv Talente und organisieren sich für die digitale Reife. Dazu gehört auch eine Personalbeschaffungsstrategie, die die Zukunft der Arbeit ermöglicht und die Mitarbeiter mit kognitiven Technologien zusammenbringt, um die Art und Weise, wie Arbeit erledigt wird, neu zu gestalten. Sie schaffen Arbeitserfahrungen für ihre Mitarbeiter – analog so leidenschaftlich wie für ihre Kunden – und geben ihnen digitale Tools an die Hand, die ihnen helfen, ihre Zeit effektiv zu verwalten, die sichere Kommunikation ermöglichen und gezielt über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg zusammenzuarbeiten zu können. Sie entwickeln die Fähigkeiten der Mitarbeiter in einer kontinuierlichen Lernumgebung, verstärken digitale Konzepte bei jeder Gelegenheit und ermutigen die Mitarbeiter, digital zu denken. 

Sie ergreifen Maßnahmen, anstatt nur eine Vision zu propagieren.  

Sie bauen Engagement und digitalkompetente Mitarbeiter auf, die aktiv dazu beitragen können, digitale Fähigkeiten in das Unternehmensgefüge einzubinden, und arbeiten abteilungs- und funktionsübergreifend, um sicherzustellen, dass intelligente Ideen und Tools nicht auf eine bestimmte Ecke des Unternehmens oder der Organisation beschränkt bleiben. Sie hüten sich davor, einfach nur mehr Technologie in das Unternehmen zu bringen. Stattdessen denken sie strategisch und vorausschauend und konzentrieren sich auf das Unternehmenswachstum in all seinen Formen, und sie stellen die richtigen Ressourcen bereit, um ihre Entwicklung zu finanzieren. 

*Abbildung 3: pexels – cottenbro

Maria Bauer

COO und Prokuristin der Cloudical

maria.bauer@cloudical.io

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